Richtlinien zur Viruzidieprüfung

Auf Basis von Richtlinien des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e.V. (DVV) wird die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln untersucht. Dabei werden die Desinfektionsmittel in Lösungen (Suspensionstests), sowie auf Oberflächen (Oberflächentests) getestet. Unabhängig vom Anwendungsbereich auf Händen, Flächen, Instrumenten oder Wäsche werden die Desinfektionsmittel immer denselben Prüfmethoden unterzogen.

Dazu wird eine 1:10-Lösung mit Surrogatviren (Testviren) und dem zu untersuchenden Desinfektionsmittel angesetzt. Nach Ablauf einer vorgegeben Einwirkzeit wird die Anzahl infektiöser Viren in der Viren-Desinfektionslösung bestimmt (gemäß Richtlinie der DVV und des RKI bzw. die europäische Norm DIN EN 14476).

Diese optimalen Bedingungen, bei welchen das Desinfektionsmittel Viren über eine vorgegebene Zeit vollflächig umschließt, lassen sich im Alltag kaum finden. Aus diesem Grund sehen die Richtlinien des RKI und der DVV praxisnähere Oberflächetests von Flächendesinfektionsmitteln vor. Eine Testviren-Lösung wird auf einen Träger, ein Testplättchen aufgebracht. Das zu untersuchende Desinfektionsmittel wird auf das getrocknete Viren-Testplättchen gesprüht. Diese Viren werden nach einer vorgegebenen Einwirkzeit vom Testplättchen isoliert und die verbleibende Anzahl infektiöser Viren bestimmt. Eine weitere Vorgabe ist der Test von Desinfektionsmitteln in Anwesenheit von organischen Verschmutzungen (Fette, Stärke, etc.), welche die Wirksamkeit von Desinfektionsmittel beeinflussen und unter Umständen stark verringern kann. Man spricht von Belastungssubstanzen.

Klassifizierung der viruziden Wirksamkeit

Einteilung der viruziden Wirkung von chemischen Desinfektionsmitteln in drei Wirkungsbereiche (Quelle: Leitlinie der DVV e.V.: Quantitative Prüfung der viruziden Wirksamkeit chemischer Desinfektionsmittel auf nicht-porösen Oberflächen.):

  • Wirksamkeitsstufe 1: „Begrenzt viruzid“: Wirksam gegen behüllte Viren (e.g. SARS-CoV-2 und Influenzavirus)
  • Wirksamkeitsstufe 2: „Viruzid (low level)“: d.h. ohne Enteroviren und Parvoviren
  • Wirksamkeitsstufe 3: „Viruzid (high level)“: d.h. einschließlich Enteroviren und Parvoviren

Surrogatviren (Testviren)

Einige Viren, welche uns im Alltag begegnen, lassen sich nur schwer in Zellkulturen vermehren. Hier kommen Surrogatviren zum Einsatz. Diese eignen sich für Desinfektionsmitteltests, da sie sich anschließend in Zellkulturen vermehren lassen und eine Aussage über die Viruzidie treffen lässt (Quelle: DVV e.V. – Richtlinien zur Viruzidieprüfung). Surrogatviren werden zur Einordnung von Desinfektionsmitteln in die drei genannten Wirksamkeitsstufen verwendet. Surrogatviren sind für gesunde Menschen harmlos. Dadurch ist auch der Schutz der Gesundheit des Laborpersonals bei der Durchführung der Tests gewährleistet.

Surrogatviren laut Leitlinie der DVV e.V.:

  • Wirksamkeitsstufe 1: Vacciniavirus, Stamm Elstree und/oder MVA (Modified Vacciniavirus Ankara)
  • Wirksamkeitsstufe 2: Adenovirus Typ 5, Stamm Adenoid 75 und Murines Norovirus (MNV), Stamm S99
  • Wirksamkeitsstufe 3: Adenovirus Typ 5 Stamm Adenoid 75, Murines Norovirus (MNV) Stamm S99 und Murines Parvovirus (Minute Virus of Mice, MVM, ATCC VR-1346)

Surrogatviren werden aufgrund von Kriterien wie klinischer Relevanz, unterschiedlicher biochemischer und physikalischer Eigenschaften für diese Teste ausgewählt. Sie schaffen eine Grundlage für zuverlässige und reproduzierbaren Ergebnisse und Nachweise.

Vacciniavirus wird als Surrogatvirus stellvertretend für behüllte Viren ( z.B. Influenza-, Coronaviren inkl. SARS-CoV-2, Mumps-, Röteln-, Masernvirus) zur Durchführung von Wirksamkeitstests bei  Desinfektionsmitteln verwendet.

Prüfung der viruziden Wirksamkeit von antimikrobiellen Oberflächen

Antimikrobielle Oberflächen werden unter internationalen Standards ISO 21702 („Measurement of antiviral activity on plastics and other non-porous surfaces”) einer Prüfung unterzogen. Das RKI bzw. die DVV e.V. hält bislang keine Richtlinie zur Prüfung der Wirksamkeit vor. Der ISO21702 Standard sieht das Influenza A Virus stellvertretend für behüllte und das Feline Calicivirus (Erreger Katzenschnupfen) für unbehüllte Viren als Testviren vor.

Im Testverfahren wird die Anzahl infektiöser Viren nach 24 h auf einer abgedeckten und feuchten Öberfläche ermittelt. Die Bedingungen in diesem Test entsprechen jedoch nicht der Realität in der Praxis.

Aus diesem Grund wird das Dyphox® Beschichtungssystem dem praxisnahen Carriertest  der RKI-Richtlinie bzw. der DVV-Prüfvorschrift unterzogen.

Dazu wird die Virensuspension auf ein Testplättchen gebracht und getrocknet. Die Dyphox® Beschichtung und das darauf aufgelegte Viren-Testplättchen wird für einen vorgegebenen Zeitraum mit Licht aus dem sichtbaren Bereich bestrahlt. Dieser Test schließt mit der Rückgewinnung und Bestimmung infektiöser Viren ab (ISO21702 mod.)

Das außerordentlich wirksame Dyphox® Beschichtungsystem wurde extern erfolgreich gegen das humane Influenza A Virus, welches wie das SARS-CoV-2 Virus ein behülltes Virus ist, getestet. Im Vergleich zu unbeschichteten Flächen konnte die Dyphox® Beschichtung innerhalb von 83 Minuten eine Inaktivierung des Virus um 4 logarithmische Stufen erzielen. Das bedeutet, dass die Anzahl infektiöser Viren durch die Dyphox® Beschichtung um das 10.000 fache reduziert wurde.

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